Anlässlich des 60. Jahrestags des Elysée-Vertrags am 22. Januar 2023 wurde die Konsultation "Zusammen den Blick in die Zukunft richten" als ein vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds gefördertes Leuchtturmprojekt ins Leben gerufen. Ziel dieser Initiative war es, die Bürgerinnen und Bürger in Frankreich und Deutschland aufzufordern, auf die Frage "Welche Ideen sollen Ihrer Meinung nach von Frankreich und Deutschland in Europa vertreten werden?" zu antworten. Vom 22. Januar bis zum 23. April nahmen mehr als 50 000 französische und deutsche Bürgerinnen und Bürger mit 1 783 Vorschlägen und 942 000 Stimmen an diesem neuartigen Dialog teil.
Dank dieser starken Mobilisierung konnten 16 gemeinsame, prioritäre Ideen durch die Bürgerinnen und Bürger in Frankreich und Deutschland identifiziert werden. Zu diesen Prioritäten gehören die Stärkung einer gemeinsamen Strategie zur Erhaltung der Umwelt und zum Klimaschutz, die Stärkung der Zusammenarbeit und des Zusammenhalts zwischen den EU-Mitgliedstaaten gegenüber anderen globalen Großmächten, die Förderung von Synergien im Bildungsbereich in ganz Europa, die Entwicklung einer gemeinsamen Energiestrategie und die Verbesserung der partizipativen Demokratie in Europa. Betrachtet man mehrere plebiszitäre Ideen, die geteilt werden, im Detail, so lässt sich der Wunsch nach einem starken Europa, einem "Europa der Macht", hervorheben. Dieses Bestreben beruht insbesondere auf einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, um die aktuellen und künftigen Herausforderungen und Aufgaben zu bewältigen.
Die Veranstaltung zur Präsentation der Ergebnisse fand im Historischen Museum des Saarlandes in Saarbrücken, einer für die deutsch-französischen Beziehungen symbolträchtigen Stadt, unter der Schirmherrschaft der Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland für die deutsch-französischen Kulturbeziehungen statt. Deutsche und französische Bürgerinnen und Bürger, die an der Konsultation teilgenommen hatten, waren anwesend, um ihre Vorschläge zu präsentieren und die Prioritäten der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu vertreten. Außerdem fanden Workshops statt, in denen Bürgerinnen und Bürger, Expertinnen und Experten und Partner der Konsultation zusammenkamen, um diese Ideen und ihre konkreten Auswirkungen zu diskutieren.
Abschließend brachte eine Podiumsdiskussion Akteure der Zivilgesellschaft, der Institutionen, der akademischen Welt und des Wirtschaftssektors zusammen, um auf die Ergebnisse zu reagieren und die zukünftigen Herausforderungen der deutsch-französischen Beziehungen in einer europäischen Perspektive zu erörtern.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse der Konsultation und des Austauschs bei dieser Veranstaltung wird den Exekutiven beider Länder zur Kenntnis gebracht, insbesondere im Zusammenhang mit dem Staatsbesuch des französischen Präsidenten bei Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin im Juli dieses Jahres.
Guillaume Klossa, Autor, Finalist Preis des Europäischen Buches 2022. Gründer und Co-Präsident von Civico Europa: „Ein Jahr vor der Europawahl können die Ergebnisse dieser Konsultation, die unter in Deutschland und Frankreich lebenden Bürger:innen durchgeführt wurde, Entscheidungsträger:innen auf beiden Seiten des Rheins als wichtige Inspirationsquelle dienen. So können sie der Frage nachgehen, welche Führungsrolle ihre beiden Länder in Zukunft gemeinsam übernehmen können, während zu Recht oder zu Unrecht die Vorstellung vorherrscht, dass der deutsch-französische Motor ins Stocken geraten ist. Sie können zudem einen gemeinsamen Fahrplan nähren und die Überlegungen der politischen Parteien bereichern, die gerade damit beginnen, ihre Wahlprogramme auszuarbeiten.“
Dr. Christian Johann, Direktor, Europäische Akademie Berlin: „In der Akademie Berlin bieten wir täglich einen Raum für Vorträge, Begegnungen und Ideenaustausch. Wir sammeln kontinuierlich Ideen und Inspirationen, die wir an andere weiterreichen. Die Ergebnisse dieser Konsultation helfen uns dabei: Während wir ein Jahr brauchen, um mit 7.500 Bürger:innen persönlich zu sprechen, haben sich mithilfe der Konsultation innerhalb kurzer Zeit die Prioritäten von 51.000 Europäer:innen herauskristallisiert. Das Zusammenspiel von persönlichen Begegnungen, digitaler Beteiligung und unterschiedlichen Sichtweisen ist der beste Ansatz, um eine gute politische Bildung sicherzustellen.“
Axel Dauchez, Vorsitzender und Mitgründer von Make.org, und Sarah Delahaye, Geschäftsführerin Make.org Deutschland: „Die Konsultation „Élysée-Vertrag“ hat Bürger:innen in Deutschland und Frankreich stark mobilisiert und einen echten Dialog, der für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern nötig ist, ermöglicht. Der eindeutige Wille zur Weiterentwicklung der deutsch-französischen Beziehungen über die institutionellen Verbindungen hinaus wird sichtbar, mit der Zivilgesellschaft und einer Stärkung der Verbindungen zwischen den Bürger:innen.“
Laurence Boone, Staatssekretärin für Europa, Ministerium für Europa und auswärtige Angelegenheiten (Ministère de l’Europe et des Affaires étrangères) und Anna Lührmann, Staatsministerin für Europa und Klima, Auswärtiges Amt: „Für uns ist es wichtig, Ihre Ideen zur Zukunft der deutschfranzösischen Beziehungen zu hören. Deshalb unterstützen wir diese Konsultationen. Die Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 50.000 Menschen aus Frankreich und Deutschland haben teilgenommen. Auf dieser Grundlage konnten Sie Prioritäten definieren, die Frankreich und Deutschland in Europa verfolgen sollten. Jetzt arbeiten wir gemeinsam daran, einige davon voranzubringen.“
Anke Rehlinger, Ministerpräsidentin des Saarlandes Bevollmächtigte der Bundesrepublik Deutschland für die deutsch-französischen Kulturbeziehungen: Deutschland und Frankreich haben eine starke Verbindung zu Europa. Den Bürgerinnen und Bürgern ist bewusst, welche Bedeutung die Zusammenarbeit beider Länder hat – das wird ganz deutlich in der hohen Anzahl von Umfrageteilnehmern und -teilnehmerinnen. Auf dieser engen Bindung sollten wir weiter aufbauen. Besonders die Vielfalt der Vorschläge und Initiativen unterstreicht den Wunsch Vieler, aktiv an der Gestaltung der Europäischen Union teilzunehmen und ihrer Stimme Gehör zu verschaffen, deutlich. Bemerkenswert ist zum einen die Reichweite dieser Studie - repräsentativ für die Gesamtheit der beiden Gesellschaften, zum anderen aber auch die breite Palette von Ideen und Wünschen, die von wirtschaftlichen Themen über politische Fragen bis zu sozialen und umweltpolitischen Themenstellungen reicht.
Frédéric Berner, Geschäftsführer, Französische Industrie- und Handelskammer in Deutschland: „Die Unterstützung der Französischen Industrie- und Handelskammer in Deutschland für die Konsultation zielte darauf ab, deutsche und französische Unternehmer:innen zur Teilnahme zu bewegen, um in den Vorschlägen und Abstimmungen die wirtschaftliche Dimension zu erfassen. Die Ergebnisse übertreffen unsere Erwartungen und sind ein fabelhaftes Beispiel für das Interesse unserer Mitbürger:innen am Aufbau und der Funktionsweise Europas und der besonderen Rolle Frankreichs und Deutschlands in diesem Werk. All das ist sehr ermutigend!“
Philippe Gréciano, Präsident, und Eva Martha Eckkrammer, Vizepräsidentin, Deutsch-Französische Hochschule (DFH): „Die deutsch-französische akademische Zusammenarbeit ist für die Entwicklung gemeinsamer Innovationen, aber auch für die Stärkung der beruflichen und persönlichen Verbindungen in Europa immens wichtig. Die Ergebnisse der Konsultation zeigen, welche Bedeutung französische und deutsche Bürger:innen dem mehrsprachigen und interkulturellen Austausch innerhalb des europäischen Raums beimessen, ein Ziel, für das sich die Deutsch-Französische Hochschule aktiv einsetzt.“
Benjamin Kurc, Leiter des Deutsch-Französischen Bürgerfonds: „Bei der Europawahl im Jahr 2024 werden die Bürger:innen ein Mitspracherecht haben, indem sie für Abgeordnete stimmen, die sie im Europäischen Parlament vertreten werden. Zugleich aber sollte sich diese Beteiligung der Bürger:innen nicht auf einen einzigen demokratischen Moment beschränken, der sich alle fünf Jahre wiederholt. Europa ist eine Realität, die im Alltag spürbar ist. Indem es mehr als 50.000 Personen die Möglichkeit gab, an einer Online-Konsultation mit dem Namen #EnsembleZusammen teilzunehmen, hat dieses Projekt nicht nur Ideen und Stellungnahmen hervorgebracht, sondern auch eine Beteiligung und Meinungsäußerung von Bürger:innen zu Themen, die Deutschland und Frankreich in Europa gleichermaßen beschäftigen und verteidigen müssen. Indem wir unsere Wünsche, Ängste und Hoffnungen für eine bessere Zukunft teilen, tragen wir dazu bei, die politische Landkarte des Europas von morgen zu gestalten.“
Patricia Plas, Group Director for Public Affairs, AXA Gruppe: „Diese von Make.org organisierte Konsultation ist angesichts der aktuellen Lage und der für 2024 geplanten Europawahl sehr zu begrüßen. Die Wahl markiert das Ende der Amtszeit der Kommission und wird einen Wechsel in der Zusammensetzung der drei EU-Institutionen bewirken. Der Zeitpunkt ist daher entscheidend. Diese Initiative hat es ermöglicht, Themen zu erfassen, die für deutsche und französische Bürger:innen von Interesse sind: Es ist von zentraler Bedeutung, dass alle mobilisiert werden, um ihren Stimmen Gehör zu verschaffen und die Zukunft Europas mitzugestalten.“