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Europäische Union: Wie kann das Engagement junger Menschen in ihrer ganzen Vielfalt in Europa gefördert werden?

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Europäische Union: Wie kann das Engagement junger Menschen in ihrer ganzen Vielfalt in Europa gefördert werden?

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Im Rahmen des Europäischen Jahres der Jugend organisierten Make.org und Kantar Public am 18. Mai in Brüssel und online eine Konferenz rund um die Jugendbeteiligung in Europa.

Im Rahmen des Europäischen Jahres der Jugend und der Einweihung seines neuen Büros im Impact House in Brüssel hat Make.org am 18. Mai 2022  zusammen mit Kantar Public, mehreren Vertreter:innen der europäischen Institutionen und Mitgliedern der europäischen Zivilgesellschaft  eine öffentliche Veranstaltung mit dem Titel: "Empowering European Youth: why and how to engage young people in all their diversity?” organisiert. Diese wurde auch Online per Videokonferenz übertragen. 

Zu den Gastredner:innen gehörten: 

  • Biliana Sirakova, EU-Jugendkoordinatorin bei der Europäischen Kommission
  • Ilana Cicurel, MdEP und Mitglied des Ausschusses für Kultur und Bildung des Europäischen Parlaments (CULT) 
  • Mattia De' Grassi, Mitglied des Kabinetts von Dubravka Šuica, Vizepräsidentin der EU-Kommission zuständig für Demokratie und Demografie 
  • Ludovica Formicola, Mitglied des Europäischen Jugendparlaments (EYP) 
  • Danielle Brady, Policy Analyst am European Policy Centre (Moderatorin)

Die Mitglieder der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments und der Zivilgesellschaft erläuterten, wie sie den Wunsch der jungen Europäer:innen, sich an der Weiterentwicklung der Europäischen Union zu beteiligen, berücksichtigen und wie sie ihnen dabei helfen, sich einzubringen. Dieser Wunsch nach Beteiligung wurde insbesondere im Rahmen der Konferenz zur Zukunft Europas und der von Make.org durchgeführten Konsultationen mit jungen Bürger:innen in Frankreich und Deutschland deutlich zum Ausdruck gebracht.

Ein Rückblick auf ihre Beiträge: 

Axel Dauchez, Vorstand und Mitgründer von Make.org: “Unsere Mission bei Make.org ist es, Wege zu finden, um Bürger:innen, insbesondere junge Bürger:innen, einzubinden, und von Anfang an war Europa unser Aktionsfeld. Wir beobachten, dass die Zustimmung zu kollektiven Entscheidungen abnimmt, und glauben daher, dass eine massive Beteiligung der Bürger:innen unseren Gesellschaftsvertrag verändern kann. Den Bürger:innen eine Stimme zu geben, ist jedoch nur der erste Schritt. Wir wollen durch eine partizipative Gestaltung politischer Prozesse eine Antwort auf den Rückzug der Bürger:innen entwickeln.”
Emmanuel Rivière, Direktor für internationale Studien und Politikberatung bei Kantar Public, Kantar Public Centre on Europe zum Thema Europa: “Jede Generation ist einzigartig. Die Jugend verändert sich sehr stark und schnell. Wir müssen daher lernen und neu lernen. Der wirksamste Weg, von der Jugend zu lernen, besteht darin, ihr eine Stimme bei der Gestaltung der Politik zu geben, die für sie wichtig ist.”

Biliana Sirakova, EU-Jugendkoordinatorin: "Warum engagieren wir uns für junge Menschen? Weil wir es ihnen schuldig sind und weil wir sie brauchen. Die jungen Menschen in Europa sind mit zu vielen Problemen konfrontiert: nicht nur mit der Pandemie, sondern auch mit dem Mangel an Arbeitsplätzen, mit psychischen Problemen, mit der Sorge um den Planeten und um die Zukunft.... Wir sind es ihnen schuldig, weil es ihr Recht ist, sie an den Entscheidungen für ihre Zukunft zu beteiligen. Und wir brauchen sie, weil sie viele Ideen haben. Wir brauchen alle Talente, alle Hände an Deck und neue Partnerschaften, besonders in diesem Europäischen Jahr der Jugend. Ich möchte Make.org und Kantar Public für diese Konferenz danken und dafür, dass sie neue Wege finden, junge Menschen einzubeziehen."

Daniela Uličná, Leiterin der Abteilung Politikentwicklung und -evaluation - Kontinentaleuropa bei Kantar Public: "Weniger als die Hälfte der jungen Menschen hat das Gefühl, dass ihre Stimme in der EU zählt. Sie sind zunehmend desillusioniert von der Politik und gehen am seltensten zur Wahl. Während der Zukunftskonferenz machten junge Menschen nur 9 % der Bürger:innen auf der Plattform aus. Es besteht ein echter Bedarf, sie in die partizipative Demokratie einzubinden. Wir müssen die Verbindung wiederherstellen. Wenn man sie an den Tisch bittet, fühlen sie sich sofort ermächtigt und sind dankbar. Wie kann man junge Menschen einbinden? Wir sehen vier Schlüsselprinzipien, die beachtet werden sollten: Die Debatte muss authentisch sein, das, was sie investieren, muss einfach und lohnend sein, die Teilnehmer:innen müssen vielfältig sein, und ihrem Engagement müssen Taten folgen, um eine mögliche Desillusionierung zu vermeiden.”

Danielle Brady, Policy Analyst am European Policy Centre (Moderatorin der Diskussionsrunde): "Letztes Jahr hat Ursula von der Leyen das Jahr 2022 zum Europäischen Jahr der Jugend erklärt. Wir sind uns alle einig, dass es von Vorteil ist, junge Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, insbesondere vor den Europawahlen 2024. Es reicht jedoch nicht aus, sie einfach nur einzubeziehen, sondern wir müssen ein vielfältiges Engagement sicherstellen. Vielfältig in Bezug auf Herkunft, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit."

Mattia De' Grassi, Mitglied des Kabinetts von Dubravka Šuica, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, zuständig für Demokratie und Demographie: "Es gab einen starken Willen, junge Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt der Konferenz zur Zukunft Europas zu stellen. Wir haben die Weichen gestellt und gezeigt, dass es auf EU-Ebene funktionieren kann, was nicht selbstverständlich war. Die Konferenz endete am Montag, den 9. Mai, aber die eigentliche Arbeit beginnt jetzt. Wir müssen unsere Versprechen einhalten und sicherstellen, dass wir den Bürger:innen die richtigen Werkzeuge an die Hand geben, damit sie ihr Engagement fortsetzen können".

Ilana Cicurel, Mitglied des Europaparlaments, Mitglied der Kommission für Kultur und Bildung des Europäischen Parlaments (CULT): "Ich möchte Make.org zu den Konsultationen mit jungen Menschen gratulieren, die während der Zukunftskonferenz durchgeführt wurden. Ich war von den Ergebnissen wirklich beeindruckt. Auch aus diesem Grund haben wir beschlossen, mit meiner Fraktion eine Task Force Jugend zu gründen. Wenn ich junge Menschen treffe, stelle ich fest: Ihr seid eine sehr engagierte Generation, ihr wollt gehört werden, ihr wollt euch beteiligen. Wir müssen viel mehr tun. Die Konferenz zur Zukunft Europas ist erst der Anfang. Es ist eine neue Art, Politik zu machen und gemeinsam Politik zu schreiben. Es gibt die Idee, jede neue Gesetzgebung einer Prüfung durch die Jugend zu unterziehen. Ich hoffe, dass wir sie umsetzen werden. Wenn wir wollen, dass dieses Europäische Jahr etwas bewirkt, müssen wir alle jungen Menschen erreichen, nicht nur die Europhilen. Wir müssen euro-pragmatisch sein. Wir müssen zeigen, dass Europa in allen Bereichen präsent ist. Unsere Priorität ist es, jungen Menschen zu erreichen, die weit weg von europäischen Themen sind.” 

Ludovica Formicola, Mitglied des European Youth Parliament: "Die Gestaltung der EU-Politik scheint sehr weit von den jungen Menschen entfernt zu sein. Es ist großartig, dass die Institutionen mit Jugendorganisationen zusammenarbeiten wollen, aber sie müssen ihnen auch die richtigen Instrumente dafür geben. Als europäische Jugendorganisation sehen wir viele Hindernisse bei der Einbeziehung junger Menschen in den Entscheidungsprozess: Anerkennung, Öffentlichkeitsarbeit, Information und Bildung. Unsere Hauptfragen sind: Welche Instrumente können wir bereitstellen, um den Empfehlungen der Jugendlichen zu folgen? Wie können sie Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse nehmen, wenn sie noch nicht das Wahlalter erreicht haben? Wie können wir die Menschen erreichen und ihre Meinung hören, die am weitesten entfernt sind? Es ist schwierig, Menschen zu erreichen, die in ländlichen Gebieten leben, Sprachbarrieren haben oder sich nicht für Europa begeistern können. Wir würden gerne mehr Unterstützung von den europäischen Institutionen sehen. Aber wir wollen nicht nur ein Symbol sein. Wir möchten, dass es Folgemaßnahmen gibt, wenn wir wichtige Themen ansprechen".

➤ Hier geht es zur Aufzeichnung der Veranstaltung: