Ergebnisse

Was sollten wir tun, damit die Justiz in Baden-Württemberg auch in Zukunft gut funktioniert?

Beteiligungsprozess initiiert von:

Kontext

Mit ZUKUNFTSGERICHTET hat das Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg 2024 eine Plattform geboten, auf der Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Justiz Ideen einbringen, diskutieren und die Justiz der Zukunft aktiv mitgestalten konnten. Die Online-Beteiligung lief in zwei Phasen ab und wurde insbesondere von einer Roadshow an Justizstandorten und Stakeholder-Workshops in Baden-Württemberg sowie einer repräsentativen Umfrage und weiteren Angeboten ergänzt. Durch den Beteiligungsprozess ist es gelungen, ein vielfältiges Bild der zukünftigen Justiz zu entwickeln, das als Grundlage für konkrete Projekte dient.
Dieses Projekt wurde vom Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg initiiert.
Mehr über das projekt erfahren

Ergebnisse der 2. Online-Beteiligung: Was lernen wir daraus?

Teilnehmerinnen und Teilnehmer
2.628
Handlungsfelder
7
Kommentare
419
Reaktionen
10.547
In der zweiten Online-Beteiligung wurden sieben zentrale Handlungsfelder, die sich aus den vorherigen Beteiligungsformaten ergeben haben, weiter vertieft. Neben einer Problembeschreibung wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die beliebtesten Ideen des jeweiligen Handlungsfeldes präsentiert. Mittels der Kommentarfunktion bestand die Möglichkeit, diese zu kommentieren und zu diskutieren. Die Online-Beteiligung stieß auf großes Interesse.
Erfahre hier, was zu den sieben Handlungsfeldern gesagt wurde.

Wichtiger Hinweis zu Inhalten dieser Seite:
Die auf dieser Seite vorgestellten Kommentare stammen direkt aus den Kommentaren, die im Rahmen der Online-Beteiligung eingebracht wurden und sind eine Auswahl, die nicht alle Meinungen abbildet. Sie spiegeln die individuellen Beiträge einzelner Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie deren Sichtweise zu den sieben Handlungsfeldern exemplarisch wider. Sie stellen nicht die Positionen des Ministeriums der Justiz und für Migration Baden-Württemberg dar.
ZUM ERGEBNISBERICHT

Wir sind Justiz - Moderne Außendarstellung und effektive Medienarbeit fördern

924 Reaktionen
29 Kommentare
Dieses Handlungsfeld setzt sich mit der modernen Öffentlichkeitsarbeit der Justiz, insbesondere einer stärkeren Präsenz in Sozialen Medien auseinander. Gefordert werden mehr Transparenz, eine einheitliche Außendarstellung, moderne Webseiten und mehr Bürgernähe. Umstritten waren Vorschläge zu Social-Media-Auftritten zur Nachwuchsgewinnung und Gefängnisführungen für Schulklassen.

Ideen, um die öffentliche Wahrnehmung des Justizwesens zu stärken und den Außenauftritt zu professionalisieren.

Die öffentliche Wahrnehmung des Justizwesens proaktiv stärken
Bubuagar
Eine erfolgreiche Social-Media-Präsenz der Justiz erfordert eine langfristige Strategie, ausreichend Ressourcen und die Bereitschaft, sich auf neue Kommunikations- wege einzulassen. Die Investition […] lohnt sich, denn sie trägt dazu bei, das Ansehen der Justiz zu stärken und für die Zukunft zu sichern.
Die öffentliche Wahrnehmung des Justizwesens proaktiv stärken
Levi
Die Justiz [muss] durch moderne Außendarstellung und effektive Medienarbeit Sicherheit, Vertrauen und Begeisterungsfähigkeit für beziehungsweise in einen funktionierenden und wehrhaften Rechtsstaat vermitteln. Dies kann nur durch kontinuierliche und professionelle Öffentlichkeitsarbeit in allen Medien erfolgen […]
Die öffentliche Wahrnehmung des Justizwesens proaktiv stärken
Michael
Ich denke, dass professionelle Auftritte von zeitlich freigestellten Bediensteten größere Erfolge haben werden, weil die Personen, die dieses Amt übernehmen es freiwillig machen und somit unsere Berufsfelder positiv präsentieren und ungezwungen auf Menschen außerhalb der Justiz zugehen.
Den "Auftritt nach Außen" vereinheitlichen und professionalisieren
Philipp
Es ist dringend notwendig, den Internetauftritt der Gerichte und Staatsanwaltschaften zu modernisieren (etwa auf das Website-Design der beiden OLGs) und den Inhalt zu vereinheitlichen und übersichtlicher zu gestalten. Es ist wichtig, dass sich Bürgerinnen und Bürger […] angemessen informieren können.
Den "Auftritt nach Außen" vereinheitlichen und professionalisieren
Barbara
[Es] sollte auch geprüft werden, ob das neue einheitliche Design der Homepage nicht über einen Button auf "barrierefrei" umgestellt werden kann, um über eine farbliche und differenzierte Gestaltung für diejenigen, die einen barrierefreien Zugang nicht benötigen, die Homepage ansprechend zu gestalten.
Den "Auftritt nach Außen" vereinheitlichen und professionalisieren
Matthias
Auch sollte es mehr zentrale Inhalte geben (Formulare, Videos, Chatbots), welche die Dienststellen vor Ort stark entlasten könnten.

Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Wir haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern drei Fragen zu der Empfehlung gestellt. Hier sind ihre Antworten: 
Sind diese Themen wichtig?
Sind das die richtigen Ansätze, um die Justiz in Baden-Württemberg für die Zukunft zu rüsten?
Sollen diese Themen intensiver diskutiert werden?
Ja, voll und ganz
Ja, ich stimme zu
Nein, nicht wirklich
Nein, ganz und gar nicht

Erkenntnisse

Es gab eine überwiegend konstruktive Beteiligung durch 81% an konstruktiven Vorschlägen.

Diese eint der Wusch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach einem einheitlichen und professionellen Auftritt nach außen. Genannt werden etwa Strategien für Social-Media und generationenübergreifende Öffentlichkeitsarbeit sowie Vorschläge zu einem modernen Internetauftritt der Justiz. Die Kommentare heben zudem die Bedeutung der öffentlichen Wahrnehmung des Justizwesens hervor und nennen dafür Gründe wie beispielsweise das gesellschaftliche Vertrauen in den Rechtsstaat oder die Nachwuchsgewinnung.

Im Vergleich zu den anderen Handlungsfeldern war dieses Feld weniger wichtig (auch wenn mehr als 50% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Wichtigkeit bejaht haben) und hat weniger Kommentare und Reaktionen erzeugt.

Die ausführlichen Ergebnisse zu diesem Handlungsfeld sind im detaillierten Ergebnisbericht zu finden.

Zugänge zur Justiz niederschwellig, bürgernah und modern gestalten

742 Reaktionen
25 Kommentare
Bei dieser Handlungsempfehlung geht es um die Effizienz bei Justizdienstleistungen. Dabei geht es unter anderem um eine zentrale Online-Plattform und verständlichere Sprache. Zudem soll die Justiz  stärker in Bildungsprojekte eingebunden werden. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, etwa für Erstberatungen oder in Gerichtsverfahren, wurde kontrovers diskutiert.

Ideen, um einen niederschwelligen, bürgernahen und modernen Zugang zur Justiz zu gestalten

Informationen zur Justiz und Rechtsprechung mit Hilfe von KI bereitstellen
Alex
Insbesondere in Themenfeldern, die regelmäßig sehr gleichförmig ablaufen, kann KI eine große Unterstützung und Hilfe sein. Ebenso bei der Recherche von Rechtsprechung etc. Wenn man beispielsweise ChatGPT o.Ä. auf juristische Datenbanken loslässt, könnte die Recherche und Suche erheblich verbessert werden gegenüber den ungenügenden Suchfunktionen bei juris und beck-online. […]
Informationen zur Justiz und Rechtsprechung mit Hilfe von KI bereitstellen
J
In Bezug auf Beck online oder Juris, benötigt man manchmal Stunden, um nach einem Fall zu suchen, der sein Rechtsthema betrifft, nur um am Ende herauszufinden, dass es bisher wohl noch nichts gab, was genau dem gesuchten Problem entspricht. Das führt häufig zu enormer Zeitverschwendung. Deshalb, wäre eine KI sinnvoll, die […] nach Fallzusammenhängen absuchen kann.
Informationen zur Justiz und Rechtsprechung mit Hilfe von KI bereitstellen
Marianne
Hilfreich wäre ggfs. außerdem eine KI gestützte Chatfunktion oder Plattform, auf der Bürger mit Multiple Choice Fragen zum richtigen Merkblatt oder Vordruck geleitet werden
Nutzerzentrierte und multimediale Zugänge zur Justiz bereitstellen
Priscilla
Mein Vorschlag wäre zentrale Portale herzustellen, damit sich die Bürger nicht mehrfach registrieren müssen. […] Es wäre praktisch das Portal so auszugestalten, dass ein Antrag nicht verschickt wird, wenn eine wichtige Anlage fehlt. So können erste Schreiben zur Nachforderung von Anlagen vermieden werden.
Nutzerzentrierte und multimediale Zugänge zur Justiz bereitstellen
Philipp
Bürgernahe Sprache auf Merkblättern ist ein absolut zentrales Thema! Mag sein, dass die Merkblätter und Anschreiben […] zwar rechtlich jeden Fall abdecken und vollständig belehren und informieren. Viele der Zettel sind allerdings für den Durchschnittsbürger nur sehr schwer bis gar nicht verständlich […].
Nutzerzentrierte und multimediale Zugänge zur Justiz bereitstellen
Andreas
Erklärvideos halte ich für eine sehr sinnvolle Idee. Merkblätter oder Vordrucke sind gut und wichtig. Wenn die Bürger aber nicht wissen, welchen der vielen Vordrucke sie in ihrem speziellen Fall nun benötigen, hilft es mir als Gericht trotzdem nicht, wenn sie einen Vordruck zwar theoretisch richtig ausfüllen, es aber dennoch der falsche Vordruck ist, weil eigentlich etwas ganz Anderes gewollt war.

Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Wir haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern drei Fragen zu der Empfehlung gestellt. Hier sind ihre Antworten:   
Sind diese Themen wichtig?
Sind das die richtigen Ansätze, um die Justiz in Baden-Württemberg für die Zukunft zu rüsten?
Sollen diese Themen intensiver diskutiert werden?
Ja, voll und ganz
Ja, ich stimme zu
Nein, nicht wirklich
Nein, ganz und gar nicht

Erkenntnisse

Das Thema "Zugänge zur Justiz" war ein eher umstrittenes Thema. Knapp die Hälfte der Kommentare äußerte konstruktive Vorschläge zu diesem Handlungsfeld. Diese umfassten sowohl den internen Zugang zu Informationen, wie die Recherche in juristischen Datenbanken als auch die Unterstützung für Bürgerinnen und Bürger, die für sie relevanten Informationen zu erhalten. Insgesamt betonten die Kommentare die Wichtigkeit, Verfahrensabläufe und Leistungen an den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer – ob Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Bürgerinnen und Bürger – auszurichten.

Mit einem Anteil von 24% an Erfahrungsberichten und 20% an kritischen Kommentaren wurde dieses Handlungsfeld weniger konstruktiv diskutiert als andere. Erfahrungsberichte thematisierten dabei beispielsweise schlechte Erfahrungen mit KI oder mangelnde Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern. Teilweise äußerten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kritisch hinsichtlich der fortschreitenden Digitalisierung.

Im Vergleich mit den anderen Handlungsfeldern wurde diesem Feld eine weniger hohe Priorität gegeben.

Die ausführlichen Ergebnisse zu diesem Handlungsfeld sind im detaillierten Ergebnisbericht zu finden.

Bürokratieabbau, Entlastung und Beschleunigung der Justiz fördern

847 Reaktionen
41 Kommentare
Der Hintergrund dieses Handlungsfeldes ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich mehr Personal, den Ausbau der Digitalisierung und eine Optimierung der Performance für eine schnellere und effiziente Justiz wünschen. Vorschläge zur Verschlankung des Strafrechts waren umstritten.

Ideen, wie man Bürokratieabbau in der Justiz fördern könnte

Grundbuchämter durch Verfahrensvereinfachung und Zuständigkeitsklärung entlasten
Andrea
Nach Fristablauf und nicht erfolgter Nachtragung, kann nach gutgläubigem Erwerb (also im Zuge der Eintragung eines neuen Eigentümers oder nachfolgenden Rechts), das Altrecht im Grundbuch gelöscht werden
Pragmatische, effiziente und sichere Digitalisierung als Hilfestellung gewährleisten
Is
Ich begrüße alle digitalen Formen, aber sie müssen schnell und flächendeckend kommen, funktionieren und tatsächlich eine Entlastung bringen. Wenn die E-Akte die Arbeit nur umständlicher macht oder es parallel noch die Papierakte gibt, hilft uns das nicht!
Arbeitsprozesse innerhalb der Justiz durch Entbürokratisierung vereinfachen
Karl-Otto
Kommunikation - auch ausdrücklich per einfacher Mail - muss zulässig sein und genutzt werden dürfen, solange es sich um "harmlose" Verfahrensgegenstände handelt.
Die Abwicklung von Verfahren durch höhere Hürden für Berufungen, Befangenheits- und Verlegungsanträge beschleunigen
Matthias
Die Wahl der Bearbeitungsmethode, d.h. mündliche Verhandlung, Videoverhandlung oder schriftliches Verfahren sollte im Anwaltsprozess allein dem Gericht überlassen werden. […] Erfolglose Befangenheitsanträge und erfolglose Verlegungs- anträge sollten mit einer Pauschalgebühr, z. B. 500 € bzw. 50 € ausgestattet werden.

Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Wir haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern drei Fragen zu der Empfehlung gestellt. Hier sind ihre Antworten: 
Sind diese Themen wichtig?
Sind das die richtigen Ansätze, um die Justiz in Baden-Württemberg für die Zukunft zu rüsten?
Sollen diese Themen intensiver diskutiert werden?
Ja, voll und ganz
Ja, ich stimme zu
Nein, nicht wirklich
Nein, ganz und gar nicht

Erkenntnisse

Die Kommentare sind stark konstruktiver Natur (91%) und fokussieren sich auf die Vereinfachung und Beschleunigung von Verfahren, Verbesserungsmöglichkeiten für eine praxistaugliche Digitalisierung und Maßnahmen zur Entlastung von Justizbediensteten durch Anpassungen im Kostenrecht und mithilfe klarerer Zuständigkeitsregelungen.

Hervorzuheben ist insbesondere die hohe Anzahl an spezifischen Kommentaren zur Entlastung von Grundbuchämtern. Hier zeigte sich eine hohe Anzahl an Reaktionen zu konkreten Vorschlägen.

Das Handlungsfeld ist für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Vergleich aller Handlungsfelder das Zweitwichtigste. Außerdem weist das Handlungsfeld eine hohe Zustimmungsrate zu den Ideen aus der ersten Phase der Beteiligung auf. 

Die ausführlichen Ergebnisse zu diesem Handlungsfeld sind im detaillierten Ergebnisbericht zu finden.

Über Strukturen diskutieren

922 Reaktionen
24 Kommentare
Der Hintergrund dieses Handlungsfeldes ist, dass die Justiz in Baden-Württemberg breit aufgestellt ist, doch die fortschreitende Digitalisierung und das Bedürfnis nach mehr Sicherheit vor Ort  zu Forderungen nach der Schließung kleiner Standorte führen. Das wurde im Rahmen der Online- Beteiligung kontrovers diskutiert.

Ideen, wie man die Justiz neu strukturieren könnte

Kleine Justizstandorte als Servicepunkte beibehalten und durch Digitalisierung (Onlineangebote, Homeoffice) wirtschaftlicher gestalten
Andreas
[…] warum können die kleinsten Gerichte nicht durch eine Art "Gerichtskiosk" ersetzt werden, der in einer lokalen Behörde angesiedelt ist und als Anlaufstelle für den Bürger fungiert? Dort könnte vielleicht auch ein kleiner Raum eingerichtet werden, um an videokonferenzbasierten Gerichtsverfahren teilzunehmen.
Kleine Justizstandorte als Servicepunkte beibehalten und durch Digitalisierung (Onlineangebote, Homeoffice) wirtschaftlicher gestalten
D.
[…] wollen wir Dienstleistung für alle, auch für ältere Leute, […], was bedeutet, dass wir kleinere Gerichte vor allem in großen Flächenlandgerichtsbezirken vorhalten müssen oder genügen vielleicht kleinere Servicepunkte, bei denen die Menschen Anträge einreichen und gleichzeitig sich beraten lassen können, […]
Kleine Justizstandorte als Servicepunkte beibehalten und durch Digitalisierung (Onlineangebote, Homeoffice) wirtschaftlicher gestalten
Jörg Müller
Dank Digitalisierung ergeben sich neue Optionen bei der Standortfrage. So wäre es für Servicekräfte u.U. attraktiv, digital in den für das Wohnen günstigen Außenbezirken für Gerichte in den großen Zentren auf Distanz zu arbeiten. Vor Ort könnten Sprechstunden + Gerichtstage dennoch Bürgernähe wahren.
Selektierte Zentralisierung vornehmen, bspw. nach Themenschwerpunkt oder Größe der Verfahren
Levi
(...) Justizzentren, die zum Beispiel Amts- und Landgerichte sowie Staatsanwaltschaften unter einem Dach vereinen, können wertvolle Synergieeffekte schaffen. Auch die Errichtung eines Obersten Landesgerichts nach bayrischem Vorbild (...) wäre in diesem Zusammenhang wertvoll.
Selektierte Zentralisierung vornehmen, bspw. nach Themenschwerpunkt oder Größe der Verfahren
Joey
Zentralisierung sollte meines Erachtens nicht generell als Lösung gesehen werden, […] kann aber sinnvoll sein, wenn dadurch Themenschwerpunkte und spezielle Kompetenzzentren geschaffen werden für besonders komplexe Themengebiete (z.B. Cybercrime, Finanzkriminalität, Geldwäsche, o.ä.).
Selektierte Zentralisierung vornehmen, bspw. nach Themenschwerpunkt oder Größe der Verfahren
Alex
Der Vorteil der Schließung von Kleinstgerichten ist auch, die Wissensbündelung und Konzentration. An kleinen Gerichten hat man viel weniger Ansprechpartner und ist ggf. die einzige Person in dem Rechtsgebiet. An größeren Gerichten findet man immer jemanden, den man fragen kann, was die Arbeit […] erheblich erleichtert.

Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Wir haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern drei Fragen zu der Empfehlung gestellt. Hier sind ihre Antworten: 
Sind diese Themen wichtig?
Sind das die richtigen Ansätze, um die Justiz in Baden-Württemberg für die Zukunft zu rüsten?
Sollen diese Themen intensiver diskutiert werden?
Ja, voll und ganz
Ja, ich stimme zu
Nein, nicht wirklich
Nein, ganz und gar nicht

Erkenntnisse

Mit einem Anteil von 83% an konstruktiven Vorschlägen waren die Kommentare vorwiegend zielorientiert zur Weiterentwicklung des Handlungsfeldes. 12% der Kommentare äußerten sich kritisch, insbesondere in Bezug auf Kürzungen beim Personal und die Schließung von kleinen Standorten. Der Hauptfokus der Beteiligung lag auf dem Spannungsfeld zwischen einer Zentralisierung bzw. Zusammenlegung kleinster Justizeinrichtungen und der flächendeckenden Aufrechterhaltung der Angebote des Justizwesens insbesondere im ländlichen Raum.

Auch wenn das Handlungsfeld mit 24 Kommentaren relativ wenig Beteiligung erhielt, lässt sich hervorheben, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedener Prioritäten eines zukunftsgerichteten Justizwesens bewusst waren (bspw. Wirtschaftlichkeit, Austauschmöglichkeiten, Bürgernähe) und konstruktive Vorschläge zu Lösungen machten.

Insgesamt erfuhr dieses Handlungsfeld am wenigsten Beteiligung.

Die ausführlichen Ergebnisse zu diesem Handlungsfeld sind im detaillierten Ergebnisbericht zu finden.
hohe Beteiligung

Wege in die und innerhalb der Justiz: Personalgewinnung, Karriere, Aus- und Fortbildung stärken

1.845 Reaktionen
94 Kommentare
Der Hintergrund dieses Handlungsfeldes ist, dass die Besetzung offener Stellen in der Justiz herausfordernd ist. Es besteht Bedarf an effektiver Nachwuchsgewinnung, schnellem Onboarding, transparenten Beurteilungen und mehr individueller Förderung. Vorschläge befristete Arbeitsverträge bei Justizangestellten automatisch zu entfristen, waren umstritten.

Ideen zur Stärkung der Personalgewinnung sowie Karriere-, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten

Einheitliche Arbeitsbedingungen innerhalb der Justiz schaffen
Eveline
Als Elementar sehe ich ebenfalls die Angleichung von Angestellten und Beamten in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Stellung an. Gleiche Arbeit sollte gleiche Bedingungen beinhalten. Dies führt nur zu Frust und Unfrieden.
Einheitliche Arbeitsbedingungen innerhalb der Justiz schaffen
B.
Beworben wird das Rechtspflegerstudium damit, dass man bis A13 (+Z) verdienen kann, die Realität sieht jedoch anders aus: Man hat zwar eine A12er oder A13er Stelle inne, wartet jedoch Jahre oder gar Jahrzehnte bis man tatsächlich dafür bezahlt wird.
Faire, motivierende und individuelle Personalentwicklungskonzepte entwickeln
Benjamin
Um die intrinsische Motivation der Kolleg/innen auf Dauer auf einem hohen Niveau zu halten und ihnen die erwünschte Wertschätzung entgegenzubringen, sollte es m.E. mehr Incentives geben, die - nicht nur, aber auch - finanzieller Natur sein sollten. […]
Faire, motivierende und individuelle Personalentwicklungskonzepte entwickeln
M.
Man muss vor allem männlich sein und Vollzeit arbeiten, dann kommt man ganz schnell durch in den Beförderungsstufen. Die Justiz beschäftigt aber vom Servicebereich bis zu den Rechtspfleger*innen deutlich mehr Frauen. Es wäre schön, wenn es bei der Beförderung eine Quote gäbe.
Einheitliche und hochwertige Ausbildung, Einarbeitung und Weiterbildung ermöglichen
Bianka
OnBoarding Maßnahmen sollten auch was kosten dürfen und nicht nur zusammengeschustert irgendwie kostenlos halbgar präsentiert werden. Die Qualität der Ausbildung steigt nur, wenn auch die Ausbilder geschult und motiviert werden. Dafür sollten Anreize und Schulungs- maßnahmen gefunden werden.
Einheitliche und hochwertige Ausbildung, Einarbeitung und Weiterbildung ermöglichen
L.
Allgemein sollte man für einheitliche Standards sorgen. Vieles sorgt für Unmut und ist nicht förderlich für das Betriebsklima. Die Anwärter/-innen kritisieren heutzutage Folgendes: Keine einheitliche Arbeitszeit, keine einheitliche Regelung bzgl. Zeiterfassung (andere Gerichte müssen stempeln, andere nicht) […]; Ausbildung nicht einheitlich […]. 
Die Personalgewinnung mit zentralen und lokalen Elementen professionalisieren
Philipp
Es muss ein Wandel in der Mentalität erfolgen: Die Justiz möchte etwas von Bewerbern und eingestelltem Personal - nicht umgekehrt. Auf Dauer kann man nicht Bewerber faktisch dadurch ablehnen, dass man ihnen Einsatzstellen fernab deren Wohnortes anbietet (Motto: "friss oder stirb").
Die Personalgewinnung mit zentralen und lokalen Elementen professionalisieren
K.
Jedes Amtsgericht sollte in seinem Bezirk eine eigene Nachwuchsgewinnung vornehmen, da die jeweiligen Amtsgerichte am Besten Zugriff zu Schulen, Ausbildungs- veranstaltungen etc. vor Ort haben. Die Nachwuchsgewinnung nur vom OLG aus zu leiten, wird nicht funktionieren; mit Ausnahme Social Media etc. für das große Ganze.

Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Wir haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern drei Fragen zu der Empfehlung gestellt. Hier sind ihre Antworten: 
Sind diese Themen wichtig?
Sind das die richtigen Ansätze, um die Justiz in Baden-Württemberg für die Zukunft zu rüsten?
Sollen diese Themen intensiver diskutiert werden?
Ja, voll und ganz
Ja, ich stimme zu
Nein, nicht wirklich
Nein, ganz und gar nicht

Erkenntnisse

Dieses Handlungsfeld wurde durchgehend konstruktiv diskutiert: 82% der Kommentare beinhalteten einen konstruktiven Vorschlag zur Weiterentwicklung des Handlungsfeldes. Die Vorschläge befassten sich mit den Arbeitsbedingungen, der Personalentwicklung und -gewinnung sowie der Aus- und Weiterbildung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Kommentare thematisieren, ähnlich wie im Handlungsfeld Wertschätzung, regelmäßig eine gefühlte Ungerechtigkeit mit Blick auf Karrierewege im Justizwesen. Genannt werden etwa Diskrepanzen zwischen Postenbewertung und Bezahlung oder als unfair wahrgenommene Unterschiede bei Beförderungen oder Bezahlung bei gleicher Arbeit. 

Die  Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerteten dieses Handlungsfeld im Vergleich als das mit der höchsten Wichtigkeit und der zweithöchsten Zustimmungsrate für die Ideen aus der ersten Phase. 

Die ausführlichen Ergebnisse zu diesem Handlungsfeld sind im detaillierten Ergebnisbericht zu finden.
hohe Beteiligung

Moderne Arbeitsmodelle für die Zukunft der Justiz etablieren

2.284 Reaktionen
75 Kommentare
Dieses Handlungsfeld beschäftigt sich mit der Arbeit der Zukunft. Moderne Arbeitsmodelle wie Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sind wichtig, um den Anforderungen der digitalen Arbeitswelt gerecht zu werden. Während Flexibilität gefordert wird, gab es Bedenken hinsichtlich der Einführung von Pool-Arbeitsplätzen oder mobilen Arbeitsplätzen. 

Ideen, um moderne Arbeitsmodelle für die Zukunft der Justiz zu etablieren

Moderne Arbeitsmodalitäten schaffen, die Flexibilität und Kontinuität vereinen
Dietrich
Wir sollten das nicht nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip diskutieren, sondern um flexible Lösungen ringen. […] Vielleicht ist es hilfreich, bestimmte Modelle nach Abstimmung vor Ort einfach einmal - zeitlich befristet - auszuprobieren, damit in der Diskussion nicht die Ängste und Sorge um Besitzstände vorherrschen, sondern der Mut, Neues auszuprobieren.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Homeoffice-kompatibel ausstatten
Ulrich
Warum sollte es "nur" Homeoffice oder "nur" Arbeit im Gericht geben? Flexible Lösungen dürften von Vorteil sein. In der freien Wirtschaft dürfte ein "Diensthandy" bzw. eine "Dienst-SIM-Karte" (als Zweitkarte) fast schon selbstverständlich sein
Homeoffice-Regelungen vereinheitlichen, Inanspruchnahme flexibilisieren 
Laura
Die Dienstvereinbarungen bezüglich Homeoffice sollten nicht von Behörde zu Behörde unterschiedlich sein. Es sollten überall dieselben Bedingungen gelten und man sollte generell dem Homeoffice, gerade hinsichtlich der E-Akte, offener sein und die Bedingungen offener festlegen.
Die Ausstattung von Büros verbessern
D.
Der erste Schritt ist, die Bürogebäude arbeitstauglich zu machen, sodass man sich bei der Arbeit in Präsenz auch wohlfühlen kann. Nicht vorhandene Jalousien, Wasserschaden in der Decke, keine ordentlichen Ventilatoren, die aktuellen Arbeitsbedingungen lassen zu wünschen übrig.
Innovative Standortkonzepte erarbeiten, die Effizienz und Bürgernähe vereinen
Alexander
Die Justiz hat mit ihrer flächendeckenden Präsenz an einer Vielzahl von Standorten ein großes Potential, "shared work spaces" einzurichten, wo Kolleginnen und Kollegen einen Arbeitsplatz finden können, wenn sie - etwa durch eine Abordnung - einer vom Wohnort weit entfernten Dienststelle zugewiesen sind […]. Das könnte ein echtes Argument sein, Nachwuchskräfte zu finden, weil ein wohnortnahes und familienfreundliches Arbeiten weiter gefördert würde. Zudem könnte die in der Justiz ja ohnehin schon bestehende und insgesamt gewinnbringende Möglichkeit durch zeitlich begrenzte Abordnungen Erfahrungen zu sammeln und Talente zu fördern weiter gestärkt werden.

Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Wir haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern drei Fragen zu der Empfehlung gestellt. Hier sind ihre Antworten: 
Sind diese Themen wichtig?
Sind das die richtigen Ansätze, um die Justiz in Baden-Württemberg für die Zukunft zu rüsten?
Sollen diese Themen intensiver diskutiert werden?
Ja, voll und ganz
Ja, ich stimme zu
Nein, nicht wirklich
Nein, ganz und gar nicht

Erkenntnisse

Das Thema “Moderne Arbeitsmodelle für die Zukunft der Justiz etablieren” war eines der wichtigsten in der Online-Beteiligung. Mit 83% an konstruktiven Vorschlägen war die Beteiligung auch zu dieser Empfehlung sehr konstruktiv. Die Ideen thematisieren die Vereinbarkeit zwischen verschiedenen Bedürfnissen bei der Ausgestaltung von den Arbeitsmodellen, heben die technische Ausstattung und das Arbeitsumfeld im Büro hervor und machen Vorschläge zu Standortfragen. Bei Kommentaren zu dieser Empfehlung ist hervorzuheben, dass Beteiligte ähnlich wie bei kontroversen Strukturfragen, die Vielschichtigkeit vieler Themen (bspw. Homeoffice) begreifen.

Insgesamt rufen die Kommentare nach mehr Vertrauen in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Im Vergleich mit anderen Handlungsfeldern war dieses Feld für Teilnehmerinnen und Teilnehmer eins der wichtigsten und mit dem größten Bedarf intensiver zu diskutieren.

Die ausführlichen Ergebnisse zu diesem Handlungsfeld sind im detaillierten Ergebnisbericht zu finden.
hohe Beteiligung

Wertschätzung für die Arbeit in der Justiz der Zukunft stärken

2.956 Reaktionen
131 Kommentare
Das Thema Wertschätzung ist den Bediensteten in der Justiz sehr wichtig - und beschränkt sich keineswegs auf den bloßen Wunsch nach besserer Bezahlung. Vorschläge, die Besoldung bzw. Bezahlung leistungsorientierter zu gestalten, waren umstritten.

Ideen, um die Wertschätzung für die Arbeit in der Justiz zu stärken

Die individuelle Übernahme von Verantwortung "über Vorschrift hinaus" mit Zulagen oder Höhergruppierungen honorieren und fördern
Eva
[…] man bringt sich im Bereich Personal enorm weit über das normale Maß ein. Das sollte auf jeden Fall zusätzlich honoriert werden. Schließlich halten Führungskräfte den Laden und das Team zusammen und fangen auch viel "privates" auf.
Gehaltsabstände sowohl zwischen den Diensten als auch zwischen neuen und älteren Kollegen wahren
S.
[…] Zunächst muss die Besoldung im mittleren Dienst auf ein Niveau angehoben werden, das ausreichend Abstand zum Grundsicherungsniveau wahrt. […] Im Anschluss daran müssen die weiteren Besoldungsstufen „von unten heraus“ kaskadenartig mit entsprechend Abstand angehoben werden […].
Schnellere und zwischen Diensten angeglichene Beförderungsstufen und -zeiträume einführen
Hansjörg
Wie soll jemand motiviert sein, wenn er in einer Laufbahn im gesamten Arbeitsleben genau 2! Beförderungsstufen hat. Wenn er dann eine Beförderung erfahren hat, wird er bei der Anzahl der Bewertungspunkte zwingend um 2 Punkte zurückgestuft!
Das Angebot von Sportzuschüssen flächendeckend bereitstellen
Rene
Wichtig wäre es, besonders das Sportprogramm hervorzuheben, da es gleichzeitig allen Mitarbeitern und Beamten zu gute kommt. […] So ein Programm wie Well Fit usw. würde uns auch mal näher an die kommunalen Behördenleistungen der Mitarbeiter heranbringen, sodass ein Weggang zu anderen Behörden kleiner wird. […]
Faire Einstufungen und Bezahlung bei vergleichbaren Aufgaben
C
Gleiche Bezahlung für gleiche Tätigkeit! In unseren Serviceeinheiten führen Angestellte und mittlere Beamte 1:1 dieselben Tätigkeiten aus. Da darf es dann auch in der Besoldung keinerlei Unterschiede geben.
Mit Fortbildungen für Führungskräfte und teambildenden Maßnahmen das Miteinander stärken
N
Wertschätzung, Kommunikation, ein Miteinander und Augenhöhe, das ist so wichtig! Man braucht dazu noch nicht einmal Geld in die Hand nehmen. Gespräche miteinander, Präsenztage, an denen alle, Servicekräfte und auch Richter, teilnehmen

Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Wir haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern drei Fragen zu der Empfehlung gestellt. Hier sind ihre Antworten: 
Sind diese Themen wichtig?
Sind das die richtigen Ansätze, um die Justiz in Baden-Württemberg für die Zukunft zu rüsten?
Sollen diese Themen intensiver diskutiert werden?
Ja, voll und ganz
Ja, ich stimme zu
Nein, nicht wirklich
Nein, ganz und gar nicht

Erkenntnisse

Dieses Handlungsfeld wurde mit am meisten diskutiert. Fast drei Viertel (73%) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten in ihren Kommentaren konstruktive Vorschläge und thematisieren die Wertschätzung für individuelle Leistung und langjährige Arbeit sowie verbesserte Karrierewege.  Die 14% an kritischen Kommentaren äußern Kritik bspw. an vorgebrachten, jahrelangen Sparmaßnahmen und äußern Frust über unzureichende Arbeitsbedingungen. Die Kommentare zeigen, dass die Wertschätzung durch die Arbeitgeberin Justiz eine vielschichtige Thematik ist und sich in verschiedenen Bereichen wiederfindet - nicht nur in der individuellen Bezahlung, sondern auch im relativen, kollegialen Gefüge mit anderen durch gegenseitige Anerkennung sowie team- und gesundheitsstärkende Maßnahmen. 

Das Handlungsfeld war das Feld mit der höchsten Zustimmungsrate und dem zweithöchsten Bedarf, weiter intensiv zu diskutieren. 

Die ausführlichen Ergebnisse zu diesem Handlungsfeld sind im detaillierten Ergebnisbericht zu finden. 

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